Verhaltensauffälligkeiten

Allgemeines

Die Verhaltensauffälligkeit ist unter den Namen "Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom" (ADS), sowie " Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität" (ADHS) geläufig, im Englischen spricht man von ADD (Attention Deficit Disorder) und ADHD (Attention Deficit Hyperactivity Disorder). All diese Namen meinen aber ein ähnliches Störungsbild. Sie bezeichnen einen Komplex von Verhaltensauffälligkeiten, die sich meist in der frühen Kindheit das erste Mal zeigen und zu einer großen Belastung für die Umwelt sowie das Kind selbst werden können. Man spricht dabei lediglich von einem Syndrom, nicht von einer Krankheit.

Zentrale Symptome dieser Störung sind Konzentrations- u. Aufmerksamkeitsschwächen. Die Kinder brechen eine Arbeit vorzeitig ab, wechseln häufig die Aktivitäten. Dazu können die hyperaktiven Kennzeichen wie Impulsivität, Springen, Zappeln, Herumlaufen und Lärmen kommen.

Die Häufigkeit von ADS/ADHS liegen bei vier bis zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen. Es gibt aber auch Schätzungen, wonach die Verbreitung weit höher ist. Meist tritt die Störung im Grundschulalter auf. Jungen sind etwa siebenmal häufiger als Mädchen betroffen.

Zum Teil ist schon der Säugling leicht irritierbar und erregbar. Die motorische Entwicklung beginnt eher früh, die Sauberkeits- und Sprachentwicklung setzt dagegen oft verzögert ein. Im Kindergarten sind die Betroffenen "umtriebig", verfügen über eine mangelnde Verhaltenssteuerung und können ihre Impulse kaum kontrollieren. Die Kinder können kaum strukturiert Aufgaben bewältigen, sie Trommeln mit den Fingern, Klopfen mit den Füßen, Schaukeln auf dem Stuhl, Singen, Nörgeln, Necken die anderen Kinder, werfen Dinge umher, kommen in wahre Redeschwalle, haben mit der Feinmotorik Probleme und einen oft ungelenkigen Bewegungsablauf. Einige von ihnen sind auch ausgesprochene Tagträumer. Schon bei geringen Ungereimtheiten kann es zu aggressiven Durchbrüchen kommen; das Kind ist reizbar, labil in seinen Gefühlen, manchmal auch depressiv verstimmt.

Zusammen mit Wutanfällen und einem geringen Einfühlungsvermögen geraten hyperaktive Kinder zudem leicht in Isolation, werden von der Gruppe ausgegrenzt. Dies ist umso schlimmer, da Kinder mit dieser Störung meist sehr kontaktfreudig sind und aktiv nach Beziehungen suchen. Allerdings werden die Kontakte oft über Verhaltensweisen gesucht, die als unpassend und negativ wahrgenommen werden, so dass sich die Ausgrenzung noch verstärkt. Dies sind intensive Enttäuschungserlebnisse für das Kind, die zu dem meist geringen Selbstwertgefühl beitragen.

Ursachen

Als Ursache für die ADS/ADHS wird heute eine genetisch bedingte neurobiologische Funktionsstörung im Bereich derjenigen Hirnabschnitte angenommen, welche übergeordnete Steuerungs- und Koordinationsaufgaben in der lnformationsverarbeitung des Gehirns übernehmen. Das bewirkt, dass das Gehirn unwichtige innere und äußere Reize und Impulse schlecht hemmen und ausfiltern kann (chronische Reizüberflutung) und führt schließlich zu den bekannten Symptomen wie u. a. Ablenkbarkeit und Zappeligkeit. Auch die genetische Bedingtheit spielt eine Rolle, da man starke Familienhäufigkeiten der Erkrankung festgestellt hat.

Umweltfaktoren sind insofern von Belang, als Stress die Symptome verstärkt. Das heißt, Konfliktbeladene, disharmonische Familienbeziehungen und permanente Spannungen innerhalb der Familie wirken sich negativ auf hyperaktive Kinder aus. Deswegen ist die soziale Umgebung betroffener Kinder für den Verlauf, die Behandlung und die Ausformung der Störung natürlich sehr wichtig. Auch können Eltern und Geschwister als Modell dienen, an denen das betroffene Kind hyperaktive Verhaltensweisen "lernt". Außerdem wird durch das auffällige, aktive Auftreten der betroffenen Kinder fast immer Beachtung hervorgerufen, die zur Verstärkung des Verhaltens führen kann. Einige Theorien gehen davon aus, dass es sich bei der Ursache um eine Entwicklungsstörung der Selbstkontrolle handelt, besonders im Bereich der Motivation.

Symptome

Symptome können vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter auftreten.

Folgende altersunabhängige Merkmale sind immer vorhanden:

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung
  • Störung der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung
  • Störung der Gedächtnisbildung (=Abspeicherung)

Daneben finden sich folgende Verhaltensauffälligkeiten in unterschiedlicher und altersabhängiger Ausprägung:

Säuglingsalter
unerklärliche Langdauernde Schreiphasen, motorische Unruhe, Ess- und Schlafprobleme, Ablehnung von Körperkontakt, Misslaunigkeit; anstrengend für die Eltern.

Kleinkindalter
plan- und rastlose Aktivität, schnelle, häufige und unvorhersagbare Handlungswechsel, geringe Ausdauer bei Einzel- und Gruppenspiel, ausgeprägte Trotzreaktionen, unberechenbares Sozialverhalten, Teilleistungsschwächen bezüglich auditiver und visueller Wahrnehmung, Fein- und Grobmotorik; vermehrte Unfallgefährdung; auffallend früher Spracherwerb oder auch verzögerte Sprachentwicklung; keine beständigen Freundschaften, Kind und Eltern isoliert.

Grundschulalter
mangelnde Regelakzeptanz in Familie, in Spielgruppe und Klassengemeinschaft, Stören im Unterricht, wenig Ausdauer, starke Ablenkbarkeit, emotionale Instabilität, geringe Frustrationstoleranz, Wutanfälle, aggressives Verhalten, schlechte Schrift, chaotisches Ordnungsverhalten; andauerndes Reden, Geräuscheproduktion, überhastetes Sprechen (Poltern); unpassende Mimik, Gestik und Körpersprache; Ungeschicklichkeit, häufige Unfälle; Lese-Rechtschreib-Schwäche, Rechenschwäche, Lern-Leistungsprobleme mit Klassenwiederholungen, Umschulungen, keine dauerhaften sozialen Bindungen, Außenseitertum; niedriges Selbstbewusstsein.

Adoleszenz
Unaufmerksamkeit, Null-Bock-Mentalität, Leistungsverweigerung, oppositionell-aggressives Verhalten, stark vermindertes Selbstwertgefühl, Ängste, Depressionen; Kontakte zu sozialen Randgruppen, häufiger Verkehrsunfälle, Neigung zu Delinquenz, Alkohol, Drogen.

Erwachsenenalter
Schusseligkeit, Vergesslichkeit; Mühe, Aufgaben zu planen und zu Ende zu bringen; Unbeständigkeit von beruflichen und sozialen Bindungen; Ängste, Depression, Jähzorn, Neigung zu Delinquenz, Alkohol, Drogen.

Daneben finden sich aber auch positive Eigenschaften:
Ideenreichtum, hohe Intelligenz, künstlerische Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Gerechtigkeitssinn.

Verlauf und Diagnose

Lange wurde die ADHS als eine auf das Kindesalter beschränkte Entwicklungsstörung höherer Hirnfunktionen betrachtet. Es zeigt sich aber, dass auch Erwachsene in ca. 50% aller Fälle unter den Folgen dieser Störung weiter leiden. Die hyperkinetische Symptomatik verschwindet zwar häufig, die Aufmerksamkeitsprobleme (Zerstreutheit, Planungsprobleme, schlechtes Zeitgefühl), die emotionalen Störungen (Stimmungsschwankungen, innere Unruhe) und die Impulsivität halten hingegen an. Die ADHS-Symptome können andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, Sucht- und Angsterkrankungen hervorrufen oder mit ihren einhergehen. Viele ADHS-Betroffene sind andererseits sehr kreative, spontane, intelligente und originelle Persönlichkeiten.

Die Diagnose wird durch die Erhebung der persönlichen und familiären Lebensgeschichte und die Verwendung strukturierter (Eltern- und Lehrer-) Fragebögen gestellt. Eine ärztliche Untersuchung muss das Vorliegen von anderen Erkrankungen, welche für das Störungsbild verantwortlich sein könnten (z.B. Epilepsie, Funktionsstörungen der Schilddrüse), ausschließen. Eine entwicklungs- bzw. psychologische Untersuchung lässt bei Kindern die häufig begleitenden Teilleistungsstörungen (Legasthenie, Dyskalkulie) erkennen.

Beratung & Behandlung

In der psychotherpeutischen Behandlung können folgende Behandlungsformen im Einverständnis mit dem Patienten zur Anwendung kommen:

  • Entspannungsvefahren, wie z.B. progressive Muskelentspannung / Relaxation - PMR (nach Jacobsen), Focusing, Trancearbeit, etc.
  • Kognitive Therapie
  • Tiefenpsychologische Verfahren
  • Soziotherapie
  • Biologische Behandlung = durch Arzt Ihrer Wahl

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